Extrem Tuning


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Abgeschickt von Mad Max am 03 Juni, 2003 um 08:47:49:

Extrem Tuning

Versuche mit Lachgas und einem Fiat 124 Spider

Vor einigen Jahren, es wird 1991 gewesen sein, war ich schon einige Zeit vom Frisieren eines Fiat 124 Spider begeistert und hatte auch schon einige Erfahrungen gesammelt. In der Garage stand ein runtergekommener Fiat 124 Spider, Bj.1973, der für kleines Geld gekauft, auf seine Restaurierung wartete. Ein Bekannter von mir, Volker Hübner genannt Lachgas-Hübi, jobte zu dieser Zeit als Mechaniker bei einer Fiat-Autowerkstatt, in der auch getunt wurde. Hier kamen wir beide das erste Mal mit Lachgastuning in Berührung.
Lachgas - das bedeutet neben Sprengstoffzusätzen zum Treibstoff die brutalste Form der Leistungssteigerung an Kolbenmaschinen. Ursprünglich entwickelt wurde die Lachgaseinspritzung im 2.Weltkrieg, um Kampfflugzeugmotoren in kritischen Luftkampfphasen zu mehr Leistung zu verhelfen. Der Gedanke reifte eine Weile..
Was würde der DOHC-Spidermotor zu einer Lachgaseinspritzung sagen? Wir mussten es versuchen. Es wurde eine gebrauchte Lachgasanlage beschafft, die allerdings immer noch ca.1.000.-- DM kostete. Eine solche Anlage besteht aus einer Druckflasche, ähnlich einer Taucherflasche, einer elektrischen Benzinpumpe, zwei Magnetventilen (das Lachgasventil ist beheizt) und einer sogenannten Foggerdüse, mit der Lachgas und zusätzlich Benzin in das Saugrohr eingespritzt werden. Es wurde eine Transistorzündanlage mit Hochleistungszündspule von einem Fiat 132 montiert. Diverse Spezialteile mussten angefertigt werden, so z.B. ein Saugrohrzwischenflansch für die Foggerdüse und eine „offene“ Auspuffanlage ohne Schalldämpfer, denn die Zuhörer sollten nicht zu kurz kommen. Der Original Weber-Vergaser blieb erhalten. Zusätzlich wurde ein Schalter am Lenkrad angebracht, denn Lachgas sollte nur bei Vollgas zuschaltbar sein. Zum Schalten bei Vollgas mit automatischer Zündunterbrechung diente ein Schalter am Schalthebel.
Eines Nachts um 2 Uhr war es soweit. Total im Fieber wurde der Spider auf die Straße geschoben.. 1.Gang, 2.Gang, 3.Gang, Vollgas und dann der Druck auf den magischen Knopf - es folgte ein infernalisches, zwischen Kreischen und Donnern anzusiedelndes Geräusch, gewaltiger Vortrieb - und 2 Sekunden (!) später war die Kopfdichtung auf etwa 35cm Länge zwischen Zylinderkopf und Motorblock herausgesprengt. Der Motor lief dennoch einige Sekunden weiter. Dann - die Masseelektroden der Zündkerzen waren geschmolzen – ging nichts mehr. Sofort wurde der Kopf demontiert. Geschockt vom Zustand der Kopfdichtung ließen wir die Versuche einige Tage ruhen. Eine neue, verstärkte, (Lancia Integrale Turbo) Kopfdichtung wurde montiert. Bosch W300er (!) Zündkerzen wurden gesucht und schließlich gefunden. Oktanbooster wurde ebenso besorgt wie Flugzeugbenzin. Zu sehr hatte das Geräusch des Motors an klopfende Verbrennung erinnert.. Beim nächsten Versuch klappte es viel besser, wenn man davon absieht, dass Georg im 1.Gang an den Lachgasknopf kam und sich prompt ein „Schleudertrauma“ zuzog.. Wenn uns damals die Polizei erwischt hätte - nachts, ohne Kennzeichen und infernalisch laut - es ist zum Glück nichts passiert. Fortgesetzt wurden die Fahrten dann auf einem stillgelegten Autobahnrastplatz in der Nähe. Eine gute Idee, denn das Gelände war abgesperrt und somit nichtöffentlicher Verkehrsraum.
Dort "verheizten" wir noch einige Kolben und experimentierten mit der Abstimmung und der Bedüsung. Die Kurbelwelle, das Getriebe und die Kupplung steckten die Überlastung problemlos weg, mit den Kolben gab es dafür dauernd Ärger. Die Feuerstege brachen herunter, die Kolbenböden sanken ein usw.. Sogar die stabilen Kolben eines Fiat Diesel-Ducato gaben den Geist auf. Um dies zu vermeiden, mussten wir die zugeführte Lachgasmenge reduzieren. Dennoch blieb das Fahrzeug spektakulär. Wenn es mit voller Drehzahl vorbeibrauste, kam eine Flamme aus dem rotglühenden Auspuff, die der eines riesigen Propanbrenners glich.
Bei einem „Fun Car“-Treffen in Braunschweig sollte der Spider beim Beschleunigungsrennen zeigen, was in ihm steckt. Leider ging bei den Probeläufen wieder einmal ein Kolben kaputt, der zu große Verbrennungsdruck hatte ein Fünfmarkstück großes Loch in den Kolbenboden gesprengt. Das ist das Ende der Geschichte - der Spider wurde zerlegt, die Karosserie sandgestrahlt, lackiert, ein neuer Motor eingebaut und nach der Restauration verkauft. Ob der neue Besitzer sich irgendwann über den angeschmolzenen Auspuffkrümmer gewundert hat?
Leider gibt es keine Bilder mehr von dem Lachgas-Spider. Wer in Braunschweig welche gemacht hat und sich vielleicht davon trennen könnte, würde uns damit eine große Freude machen.

Über eure Kommentare zu diesem Bericht würde ich mich sehr freuen!

Mad Max



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